Samstag, 21. November 2015

Die Wohlstandswaffe


Der einzige Weg, den Terrorismus effektiv zu bekämpfen


Man kann von ihm halten, was man will. Aber Peter Hitchens Kolumne zur Terrorismusbekämpfung stimmt nachdenklich. Die Terrorismusbedrohungen nahmen in den letzten Jahren zu, nicht ab - trotz Patriot Act, etc. - politischer Aktivismus ohne Wirkung. Calm Down And Think - sein Fazit nach Paris. Keine überstürzten Handlungen. 

Calm Down And Think führt aber zu einem ernüchternden Resultat. Denn was sind die Optionen? Nichts tun und den sogenannten Islamischen Staat sich festigen und etablieren lassen? Keine gute Idee. Die Region "befrieden"? Eine noch schlechtere Idee, mehrfach nachweislich gescheitert. Weiter Nadelstiche versetzen, Anführer und Strukturen der Terrororganisationen zerstören, wenn immer möglich? Vermutlich ist das alles, was man sinnvollerweise kurzfristig weiter tun kann. Immerhin bringt dies die Terrororganisationen immer wieder etwas aus dem Tritt. 

Wir müssen wohl noch eine ganze Weile mit Terrorattacken leben. Es ist aber eine reine Kopfsache. Denn im Grundsatz akzeptieren wir Gefahren. So leben wir in Europa mit ca. 25'000 Verkehrstoten im Jahr und schaffen deswegen nicht den Strassenverkehr ab. So hart das klingt: Mit einigen hundert Terroropfern pro Jahr bliebe die reale Gefahr für den Einzelnen minim. Jeden Tag, den wir uns morgens ins Auto setzen, gehen wir eine deutlich grössere Gefahr ein.

Es gibt aber eine langfristige Waffe gegen den Terrorismus. Und das Gute ist, dass sie bereits ihre Arbeit leistet, kontinuierlich und messbar. Sie nennt sich "Wohlstand". Wohlstand macht Menschen fat, dumb and happy. Wer von uns würde schon gern in den Krieg ziehen, geschweige denn sich in die Luft sprengen? Mittelständisches Leben korrumpiert - im positiven Sinne. Es reduziert die Neigung zu radikalen Taten. Es bleiben immer einige fehlgeleitete Seelen. Dies sind dann aber einzelne Kriminelle. Sie mobilisieren keine Massen. 

Genau das passiert aber gerade in unheilvoller Weise. Nicht nur einige wenige radikale Terroristen, sondern breite Kreise der arabischen Bevölkerung lässt Paris kalt oder sie begrüssen diesen schrecklichen Anschlag sogar. Constantin Schreiber beschreibt in der FAZ unter dem Titel "Die Rache dafür, was mit uns geschieht" in erschreckender Deutlichkeit, wie der Graben zwischen der arabischen und westlichen Welt tiefer und tiefer wird. Das gilt es, unbedingt zu verhindern. Sonst polarisiert sich die Situation noch weiter.

Auch wenn viele Politiker dies nicht gut können, weil sie so keine Entschlossenheit dokumentieren: Wir sollten im wesentlichen Kurs halten. Am Wichtigsten ist, dass der Wohlstand in der Welt weiter wächst und immer neue Regionen erreicht. Die befriedende Wirkung dieses Wohlstands ist enorm, wie die nachstehenden beiden Karten zeigen. Dort, wo Wohlstand herrscht, herrscht Friede. Und dort, wo die Armut regiert, dort befinden sich auch die meisten Konfliktherde. 

Die inverse Beziehung zwischen Wohlstand und Konflikten (graue Kreise: Wohlstand/wenig Konflikte,  roter Kreis: Armut/viele Konflikte)



Kurzfristig Nadelstiche versetzen, über die lange Frist den weltweiten Wohlstand wachsen und gedeihen lassen sowie  immer eine begehbare Brücke offenhalten - mehr ist nicht sinnvoll und, wie die letzen Jahre zeigen, sogar kontraproduktiv. 

Wir brauchen Geduld. Nicht überreagieren, sondern die Welt Schritt für Schritt im Wohlstand vereinen und durch intensive Handelsbeziehungen fest verflechten. Europa hat für sich auf diese Weise 70 Jahre Frieden erreicht, mit wenigen kleineren regionalen Konflikten. Das kann man auch weltweit erreichen. Aber nicht durch Unterwerfung, sondern durch uns Menschen einende Bedürfnisse. Ein Dach über dem Kopf, ausreichendes gesundes Essen, eine gute Schulbildung für die Kinder - und wohl auch ein TV-Flatscreen, vor dem man im bequemen Sofa seine Chips mampft. Wer einmal dort Platz genommen hat, möchte nicht mehr in den Krieg ziehen. 

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